Wir befinden uns im Todeszellentrakt des Gefängnises von Cold Mountain in Louisana. Leiter der Abteilung ist Paul Edgecomb, der gerade an einer starken Harnleiterentzündung leidet, die ihn daran hindert, auf Klo zu gehen, geschweige denn, dies aufrechten Ganges zu tun. Zusammen mit seinen Kollegen Howel, Stanton und Terwilliger, die man allesamt als sympathisch einstufen kann, versuchen sie, die Gefangenen mit Würde zu behandeln. Anders Percy Wetmore, der an den Todeskandidaten seine sadistischen Triebe ausläßt. Derzeit sitzen drei Menschen in den Zellen, es ist einmal Will Wharton, ein abgrundtief schlechter Mensch, den man nur hassen kann, Ed Delacroix, ein Mann einfachen Gemütes, der mit einer Maus namens „Mr. Jingles“ Freundschaft geschlossen hat und John Coffee, ein bärenstarker, riesiger Schwarzer, der angeblich zwei kleine Mädchen umgebracht haben soll. Eines Tages, nach einem Zwischenfall im Trakt, legt John Coffee seine Hände auf Paul Edgecomb´s Blase, beginnt zu stöhnen und saugt ihm anscheinend die Krankheit aus dem Körper. Während Paul noch verwirrt ist, sieht er John die Krankheit wieder ausspucken, es sieht aus, als würden tausende von kleinen Fliegen aus seinem Mund kommen. Als John Coffee kurz darauf die von Percy Wetmore totgetretene und zerquetschte Maus in seinen Händen heilt, kommt Paul auf eine Idee. Zusammen mit den anderen Kollegen beschließt er, John zu der krebskranken und im sterben liegenden Frau des Gefängnisdirektors Hal Moore zu bringen, um diese zu heilen...
Stephen King hatte sich einen Traum erfüllt und einen Fortsetzungsroman geschrieben, sechs kleine Bände, in der die Geschichte von Paul Edgecomb erzählt wird. Frank Darabont hat sich dieser Geschichte angenommen und nach „DIE VERURTEILTEN“ eine weitere Gefängnisgeschichte des berühmtesten Schriftstellers verfilmt. Der Film glänzt durch unglaublich detailfreudige Einführung in die verschiedenen Charaktere, was man bei einem Drei-Stunden-Film auch erwarten kann. Wie immer allerdings bei Stephen King-Filmen sind diese mal wieder recht eindimensional, aber das macht nichts, denn durch die wirklich großartigen Schauspieler wird dies mehr als wett gemacht. Irgendwo, aber wirklich nur am Rande ist der Film ein kleines Plädoyer gegen die Todesstrafe, aber das ist hier wirklich nur nebensächlich. Es kommt vor, dass man sich freut, wenn wirklich böse Menschen wie der fiese Will Wharton auf den Stuhl kommen, wobei man auch gleichzeitig beschämt ist, denn der Charakter Wharton ist wirklich nur schwarz gezeichnet worden, wie es im echten Leben bei einem Menschen, dem geistige Haftfähigkeit bescheinigt wurde, eigentlich nur im Film vorkommen kann. Das ist dann tatsächlich Manipulation am Zuschauer, was aber gut ist, denn was kann ein Film mehr tun, als einen Zuschauer fesseln? Auf der anderen Seite gibt es John Coffee, den man natürlich nicht gerne auf dem Stuhl sehen würde und ist es dann nicht besser, die Todesstrafe ganz abzuschaffen, damit solche Fehlentscheidungen nicht mehr zutreffen? Na ja, jeder soll sich sein eigenes Urteil bilden. Fakt ist, „THE GREEN MILE“ ist großes Kino, das an den Nerven und den Tränendrüsen zerrt, manchmal etwas kitschig ist, aber durch grandiose Schauspielkunst (man denke da nur an Michael Duncan Clarke als kindlicher John Coffee, der in der schlechten Welt keinen Platz hat) einen bleibenden Eindruck hinterläßt. Hier sieht man wieder einmal, dass Schauspieler einen Film ausmachen und nicht aufwendige Spezialeffekte, denn die Computereffekte in diesem Film stören fast. (Haiko Herden)
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